Baumwollzwirnerei Elster in Schmiedeberg



1868 gründete Anton Elster (1840-1909) mit Franz Schröter die Zwirnerei in einem Raum der alten Drahtmühle Nr. 147, dem Elternhaus von Anton Elster. Die Zwirnmaschinen waren aus Holz. Ein Jahr später konnte Anton Elster schon die Anteile von F. Schröter abkaufen und erweiterte die Firma im gegenüberliegenden Haus Nr. 148.



Nr. 147 Nr. 148

1872 wurde das neue große Fabrikgebäude Nr. 328 fertig, hier wurden Zwirnmaschinen aus Eisen aufgestellt. Der Antrieb erfolgte über ein Wasserrad. Die Wohnung der Familie Elster befand sich auch in diesem Gebäude.
Links das kleine Gebäude diente der Leuchtgasherstellung, später als Lager und Wohnung des Ehepaar Päckert.

Nr. 328

In dieser Zeit wurde auch die Bahnstrecke Komotau-Weipert fertig gestellt und sorgte für besseren Absatz. 1873 wurde das frühere Glühhausgebäude gekauft, auf dessen Grund eine kleine Färberei Nr. 409 errichtet wurde. Die Firma wuchs von Jahr zu Jahr durch den Ankauf von anschließenden Grund und der Erwerbung neuer Wasserkräfte, wie den Hochofenteich und den Reisiggraben.

Schützteich / Elsterteich

1877 wurde auch die Färberei in größere Gebäude Nr. 145/146 verlegt und von Farbhölzern auf Anilinfarben umgestellt.

vor1900 ca.1932

Das Wasserrad wurde durch 2 Girardturbinen zu 14 und 10 PS ersetzt. So konnten neue Maschinen angeschafft werden, neue Arbeitszweige wie Flechtabteilung und Glänzerei wurden eingerichtet und neue Arbeitskräfte eingestellt. 1883 wurde das neue Wohnhaus Nr. 376 erbaut und 1890 erweitert.


1893 wurde eine neue 35 PS Girardturbine angeschafft und 1895 ein Dampfkessel mit Dampfmaschine die bei Wassermangel einsprang.


1906 wurde die ehemalige "Bogmühle" Nr. 142 mit dem gegenüberliegenden Haus Nr. 498 dazu gekauft, von Grund auf umgebaut und statt des Wasserrades wurde eine 15 PS Francisturbine eingebaut. Im 1. Stock wurden neue Zwirn- und Spulmaschinen aufgestellt und der übrige Teil des Gebäudes verpachtet.

Nr. 142 + 498


In diesem Gebäude entstand auch die erste elektrische Lichtanlage der Firma und des Ortes, betrieben durch die Wasserkraft, die in späteren Jahren zur weiteren Elektrifizierung der Fabrikanlagen den Anlass gab. Vorher wurde der Betrieb mit Gas beleuchtet, das in einer eigenen Ölgasanstalt erzeugt wurde und durch ein weit verzweigtes Netz sämtliche Arbeits- und Wohnräume mit Licht versah.
Die zwei ältesten Söhne Paul und Richard wurden in die Firma eingearbeitet und mussten sie schon 1909, nach dem Tod ihres Vaters, alleine führen. 1910 wurde ein neues Kesselhaus nötig, mit einem 38m hohen Schornstein und in Nr. 328 eine neue 60 PS Francisturbine.

Nr.376 Wohnhaus Nr.328 Fabrik vor 1912

1912 brannte das 3-stöckige Fabrikgebäude Nr. 328 und die beiden Häuser Nr. 147 (ehem. Drahtmühle) und 409 ab.

Die Zwirnerei wurde im gleichen Jahr wieder begonnen aufzubauen. Kaum lief der Betrieb wieder im folgenden Jahr, kam der 1. Weltkrieg und lähmte fast 5 Jahre vollständig den Betrieb. Die Firma legte großen Wert auf Qualität und bekam so Anerkennung aus allen Ländern Europas, was den Weiterbestand sicherte.



Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Firma Elster 1945 verstaatlicht. Es folgten wechselnde Besitzer und viele Probleme mussten bewältigt werden. 1968 konnte die von Anton Elster gegründete Zwirnerei ihr 100-jähriges Bestehen feiern.

Die Familienruft der Familie Elster in Schmiedeberg um 1969

das alte Wassermacherhaus Nr. 111 war auch im Besitz der Familie Elster, Bewohner 1911 waren Familie Matz

Quelle: Informationen aus der Chronik Schmiedeberg von 1923
und von Margarethe + Anton Elster aus Münster, ein Enkelsohn des Firmengründers
Fotos: Die Fotos wurden dankenswerterweise von Margarethe + Anton Elster zur Verfügung gestellt
Bearbeitet und zusammengestellt von Helga Scheichenost / April 2020


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